C6: Kutschen und Schlitten der Schweiz
Nach Recherchen zu verschiedenen Wagenfabrikanten der Schweiz entstand im Jahre 1993 der Überblicksband «Kutschen und Schlitten in der Schweiz – Vom Streitwagen zum Stadtcoupé», das den Bogen von der Antike bis in die frühe Autozeit schlug. Der darauffolgende Band «In der Kutsche durch die Schweiz» von 2006 vertiefte vor allem das Thema schweizerische Kutschen und Schlitten des 19. Jahrhunderts. Einen lebendigen Eindruck vom früheren Leben des Menschen mit dem Pferd gaben darin die historischen Fotografien aus Stadt und Land.
Zwei Aspekte aus diesen beiden vergriffenen Bänden werden in den beiden hier abrufbaren E-Papers vertieft.
Die Arbeit «Reisen in der Schweiz mit Pferd und Wagen» kann auf der Webseite auch in Französisch und Englisch abgerufen werden.
Mit dem umfassendern E-Paper «Der Char-de-còté» wird ein typisch schweizerisches Fahrzeugmodell aus dem Dunkel der Geschichte geholt. Deren Entstehung hängt mit dem in der Schweize aufkommenden Tourismus der Zeit um 1800 zusammen: Als die Schweiz mit Alpen und Jura um 1800 zu einer beliebten Reisedestination wurde, mussten die Touristen am Fuss der Berge mit den dort schmaler werdenden Strassen auf die üblichen bequemen Kutschen verzichten und auf leichtere und schmalere Fahrzeuge der örtlichen Fuhrhalter umsteigen. Das war – neben dem Char-à-bancs mit Querbänken – vor allem der Char-de-côté mit seiner Längsbank.
Dieses Fahrzeugmodell hiess im älteren Sprachgebrauch auch Char-à-côté oder häufiger Char-à-banc/Char à banc(s) und wurde auf deutsch meist Bankwagen oder berndeutsch Schärbangg genannt.
Den ausgewerteten Quellen gemäss entstand dieses Wagenmodell, das wiederholt als «nationale» Kutsche der Schweiz beschrieben wurde, im Jura und verbreitete sich dann auf die ganze Westschweiz und die Alpenregion nahe Genf sowie auf das angrenzende Piemont und die Bresse. Paralllel dazu weitete sich das Verbreitungsgebiet auf die Region um Bern und das Berner Oberland aus.
Die Typenvariation reichte im 19. Jahrhundert vom einfachen offenen Wagen bis hin zum luxuriös ausstaffierten Fahrzeug mit verglastem Aufbau. Vor allem im schweizerischen Emmental wurde der Char-de-côté auch als Privatfahrzeug auf grossen Höfen bis in die Zeit um 1900 benützt. Von diesem Wagenmodell haben sich wenig mehr als 40 Exemplare erhalten.
Zur Schlittensammlung des Schweizerischen Landesmuseums siehe B6 und zu Schlitten aus Basel C18.